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Zwei Frauen stehen nebeneinander und unterhalten sich

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«Mit dem neuen Konzept erhalten die Beteiligten eine Art Landkarte, die zeigt, wie und wo Lebenskompetenzen gefördert werden können.»

Die Volksschule Münsingen hat ihr Präventionskonzept überarbeitet: Gesundheitsförderung und Prävention werden damit als zentrale Aufgabe der Schule sichtbar gemacht und gestärkt. Das aktualisierte Konzept stellt die Förderung von Lebenskompetenzen ins Zentrum und definiert Gesundheitsförderung und Prävention als gemeinsame Aufgabe aller schulischen Akteurinnen und Akteure. Thomas Aeschimann, ehemaliger Schulleiter an der Volksschule Münsingen, hat diesen Prozess als Projektleiter begleitet und massgeblich mitgestaltet. Er teilt seine Erfahrungen mit uns.


Herr Aeschimann, was hat Sie veranlasst, das Präventionskonzept zu überarbeiten? Welche Ziele haben Sie damit verfolgt?

Thomas Aeschimann: Mit der Einführung des Lehrplans 21 erschien es mir notwendig, dass wir das bisherige Konzept überarbeiten und erweitern. Die Prävention an der Volksschule Münsingen und der neue Lehrplan sollten aufeinander abgestimmt werden. Gleichzeitig sollte das neue Konzept auch als Grundlagenpapier für den politischen Prozess dienen und die Bildungsstrategie sowie den Budgetprozess unterstützen. Schliesslich galt es auch, das bisherige, bewährte Konzept zu würdigen, Schlüsselpersonen und Anspruchsgruppen einzubinden und die Rolle des bestehenden Fachausschusses «Prävention» zu klären. Die verschiedenen Schulleitungen der Volksschule Münsingen bilden zusammen mit dem Abteilungsleiter die Geschäftsleitung, das auftraggebende Gremium. Sie alle mussten wir für den Prozess gewinnen.

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Wie sind Sie vorgegangen? Welche Schritte haben Sie unternommen?

Thomas Aeschimann: Ich habe der Geschäftsleitung begründet, warum wir das Projekt starten sollten und mit der Berner Gesundheit als mögliche Projektbegleiterin Kontakt aufgenommen. In einem ersten Workshop haben wir eine Bestandesaufnahme gemacht und die Grundlagen für den Projektantrag gelegt.

Der ausführliche Projektantrag, der Auskunft über Leitbildbezug, Ziele, Vorgehen, Meilensteine etc. gab, überzeugte die Geschäftsleitung. Sie bewilligte das Budget, erteilte den Auftrag zur Umsetzung und übertrug mir die Projektleitung. In dieser Rolle plante ich das Vorhaben mit den beiden Mitarbeiterinnen der Berner Gesundheit, Ursina Bill und Martina Buchli. Zu Beginn ging es um die Klärung der Zuständigkeiten und Rollen im Prozess wie zum Beispiel Projektleitung, Mitarbeit, Rollen der Spurgruppe, der Arbeitsgruppe und der Schulleitungen. In enger Absprache mit den beiden Fachfrauen konnten wir situativ und rasch die Steuerung des Prozesses anpassen.

Welche Herausforderungen mussten Sie meistern?

Thomas Aeschimann: Es war anspruchsvoll, die vielen verschiedenen Mitdenkenden und Mitarbeitenden mitzunehmen, zu motivieren und ihnen die Rollen zuzuweisen. Es gab Momente, in denen das Projekt mangels Engagements und Präsenz der Beteiligten zu versanden drohte. Hier war es zentral, dass wir in der Prozesssteuerung eine Aufgabenverschiebung von der Arbeitsgruppe zur Spurgruppe und zur Projektleitung einleiteten. Die Spurgruppe und die Projektleitung übernahmen nun mehr Verantwortung durch Vorentscheide und Vorgaben.

Herausfordernd und zugleich spannend fand ich die Phasen, in denen sich die verschiedenen Puzzleteile zusammenfügten: Die Leitbildsätze der Volksschule Münsingen wurden im Konzept sichtbar und die vorangegangene intensive Weiterbildung zu den überfachlichen Kompetenzen eröffnete Zugänge und schaffte Orientierung.

Der straffe Zeitplan erforderte eine intensive Vorbereitung der Arbeitssitzungen. Ich konnte rechtzeitig die Termine für die Umsetzung in den Kollegien auf das neue Schuljahr 2021/22 legen. So blieb genügend Zeit, das Konzept fertig auszuarbeiten.

Meine regelmässige Berichterstattung in der Geschäftsleitung hat den Prozess unterstützt.

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Wie hat sich die Situation verändert?

Thomas Aeschimann: Das vorliegende Konzept schafft es, die überfachlichen Kompetenzen im Lehrplan 21, die Partizipation und Gewaltprävention als Kernanliegen mit weiteren Angeboten als «Lebenskompetenzen fördern» zu verbinden. Diese Durchdringung zentraler Aufgaben in der Schule zeichnet das Konzept aus. Wichtige Elemente aus dem bisherigen Konzept blieben dabei erhalten, Neuerungen wie beispielsweise ein stärkerer Fokus auf Partizipation und Gewaltprävention wurden ergänzt.

Im Konzept sind die Rollen genau beschrieben, so dass sich alle Beteiligten orientieren können. Gleichzeitig erhalten die Unterrichts- und Klassenteams einen klaren Auftrag. Der Fachausschuss übernimmt die sehr wichtige Steuerung bei der Umsetzung und Anpassung des Konzepts.

Wie konnte Sie die Berner Gesundheit im Projekt unterstützen?

Thomas Aeschimann: Ich habe den intensiven, höchst inspirierenden Austausch mit den beiden Fachpersonen der Berner Gesundheit wunderbar wertvoll erlebt. Als Projektleiter konnte ich von ihrem Projektmanagement-Wissen, der Fachkompetenz und von ihren Fragen profitieren. Die beiden Mitarbeiterinnen behielten stets den Überblick, brachten hilfreiche Instrumente mit ein, überprüften die fachlichen Inhalte, ermöglichten die Stringenz und übernahmen die Protokollführung. So blieben die einzelnen Schritte und Entscheide stets nachvollziehbar.

Wie haben Sie die Zusammenarbeit mit der Berner Gesundheit erlebt?

Thomas Aeschimann: Die Zusammenarbeit mit Ursina Bill und Martina Buchli war für mich ein Highlight meiner Schulleitertätigkeit! Sie war geprägt von grosser Offenheit, Inspiration, hilfreicher Unterstützung, Effizienz und Flexibilität.

Kinder liegen auf dem Rasen und lachen

Welche Rückmeldungen zum Projekt haben Sie erhalten? Wie ist es bei der Zielgruppe angekommen?

Thomas Aeschimann: An der letzten Sitzung mit dem erweiterten Fachausschuss Prävention schlug der Autor des ersten Konzepts vor, den Begriff «Prävention» zu ersetzen: Nach unserer intensiven Arbeit sei ihm klar geworden, dass es um «Lebenskompetenzen fördern» gehe. Diese Aussage löste ein berührendes Echo aus und brachte auf den Punkt, woran wir ein Jahr lang gearbeitet hatten. Gleichzeitig drückte sie die Haltung aus, die dem Konzept zugrunde liegt.

An zwei Implementierungsveranstaltungen stellten wir den rund 200 Lehrpersonen das Konzept vor. Sie nahmen es grundsätzlich positiv auf und zeigten sich punkto Umsetzung vorsichtig optimistisch: Sie würden darin bestärkt, dass Beziehungsarbeit und Lebenskompetenzen zentral seien. Sie erkannten die Stärke in der gemeinsamen Verantwortung, dem breiten Unterstützungsangebot und der Rollenklärung. Sie wiesen darauf hin, dass die Umsetzung mehr Absprachen verlange, mehr Zeitgefässe brauche und für die Klassenlehrpersonen eine höhere Koordinationsverantwortung beinhalte. Der Ruf nach Entlastung war deutlich zu hören. Für einzelne, wenige Lehrpersonen bleiben «Lebenskompetenzen fördern» und «Berufsauftrag» zwei verschiedene, sich konkurrenzierende Aufträge…

Für den Fachausschuss sind die Rückmeldungen wichtige Hinweise für die weiteren Umsetzungsschritte.

Was erhoffen Sie sich für die Zukunft?

Thomas Aeschimann: Mit dem Verweben von überfachlichen Kompetenzen, den Kernanliegen und den erweiterten Angeboten erhalten die Beteiligten eine Art Landkarte, die aufzeigt, wie und wo Lebenskompetenzen gefördert werden können. Das Konzept klärt die Rollen und Zuständigkeiten, definiert, wie der Umsetzungsprozess gesteuert wird und gibt Antwort auf die Frage, warum die Gemeinde Münsingen jährlich einen hohen, fünfstelligen Betrag ins Budget aufnehmen muss.

Meine Hoffnung ist es, dass «Lebenskompetenzen fördern» die Arbeit der Lehrpersonen im Schulalltag und in der Beziehung mit den Schülerinnen und Schülern unterstützt und so dazu beiträgt, dass der Leitbildsatz «Wir sind vielfältig, machen gemeinsam stark und neugierig» Wirklichkeit wird.

Welche Tipps können Sie interessierten Organisationen mit auf den Weg geben, die etwas Ähnliches anstossen wollen?

Thomas Aeschimann: Ein Schlüssel zum Erfolg waren neun Leitfragen, die wir uns zu Beginn und während der Erarbeitung gestellt haben: Zum Beispiel Wer? Was? Wie? Wozu? Wo? Durch wen? etc. Sie haben rasch Struktur und Orientierung geschaffen.

Ich empfehle, alle Schlüsselpersonen einzubeziehen, bestehende Strukturen wie z.B. ein Fachausschuss, eine Arbeitsgruppe etc. zu nutzen, eine kleine, entscheidungsfähige Spurgruppe zu bilden und der Projektleitung genügend Kompetenzen zu übertragen. Die Projektleitung muss – in enger Absprache mit den Fachleuten von der Berner Gesundheit – den Prozess ohne Umwege führen können.

Mit der Berner Gesundheit ein weiteres Mal bedeutsame Schulentwicklung machen zu dürfen, war für mich eine wunderbare und wertvolle Erfahrung!

Besten Dank für das Gespräch.

Weiterführende Informationen und Kontakte

Zur Person: Thomas Aeschimann

Thomas Aeschimann war bis Juli 2022 Schulleiter am Schulzentrum Rebacker Münsingen (KG – 4. Klasse); seit 1. August 2023 ist er im Ruhestand.

Volksschule Münsingen

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Die Volksschule Münsingen ist eine Schulorganisation im Aaretal und umfasst die Schulkreise Rebacker und Schlossmatt und den Ortsteil Trimstein. Gemäss dem Leitbildgrundsatz «Wir sind vielfältig, machen gemeinsam stark und neugierig» unterrichten 190 Lehrpersonen rund 1’350 Kinder und Jugendlichen in 78 Klassen.

Kontakt:

Telefon: 031 724 52 40
Mail: bildung@muensingen.ch
Website: schulen-muensingen.ch

Aeschimann